Janusz Korczak

"JANUSZ KORCZAK"

Chaimek, Ryfka, Srula, Antek laufen durch die dunklen Warschauer Gassen, spielen Fangen.

Die schäbige Straße verweigert ihnen die Bleibe.

Einsam, verlassen finden sie im Regenbogenwinkel das leuchtende Zuhause.

Herzlich aufgenommen, fühlen sich daheim.

Der Beschützer öffnet das Märchenbuch.

Mit Kindesaugen beschaut er die Welt, schenkt den Kleinen das glückliche Lachen.

Das Weisenheim ist von eigener Kraft und Liebe getragen.

Besonnene Mätze, kluge Hänschen regieren, die Kronen aus Tugenden gegossen sitzen stolz auf den Häuptern.

Mutige Könige dürfen sich auch irren, die menschliche Würde bewahren.

Ihre Gedanken, voller Sehnsucht nach der Weite, klettern über die Horizonte zu den Sternen.

Die Fantasie beflügelt.Heitere Kinderfreude singt, die Sommerferien kommen.

Flinke Beinchen watscheln inmitten hoher Grashalme, der Gießbach trödelt, Kikirikis krähen,

Heupferdchen zirpen, im Tümpel quaken die Frösche.

Die Knäpper einen Fuß von den anderen setzen, den roten, langen Schnabel zur Schau stellen, die Bläulinge taumeln.

Lustige Wichte turnen, angehakt an Zweig, geschickt wippen, Luftsprünge üben, Trolle rennen, Gnome schreiten auf Stelzen,

Kobolde springen Seil, beim Dorfschmied treten die Zwerge den Blasebalg.

"Sesam öffne dich" leg einen Weg zurück, Ali Baba und die 40 Räuber bummeln herum.

Verspielte Kinder malen Bilder, pinseln, tuschen, schlagen Zelte auf, schnitzen Zeltheringe.

Hocken um ein Lagerfeuer, trällern fröhlich, fabulieren anmutend.

Letzte Strahlen der Abendsonne färben den Wald rot, verweilen beim Rundtanz des Mondes, zählen die Takte der Musik.

Poetische Gerechtigkeit fließt, bis der barbarische Krieg anmarschiert, die Kinderträume bestrafft, das Wunderland zerstört.

Tschilpendes Schallen verstumpft.

Nazi Handlanger stehen am Ruder, verfolgte Juden vogelfrei im Warschauer Getto, eingesperrt, gefangen.

Die Ausgänge bewaffnet.Die baumlose Höllenlandschaft schreckt, herrscht Leid und Not, es fehlt das Brot.

Elende Gestalten gehen umher, an der weißen Armbinde der blaue Davidstern, die Tragik ins Gesicht geschrieben.

Traurige, ausgehungerte Kinder zeichnete das Getto-Mädchen Theofila Langnas. Ihre Mappe überlebte.

Ein Wahnsinnsakt graust öffentlich, die Ausrottung unschuldiger Menschen begann nach Plan.

Die Nutzlosen zuerst ohne Lebensnummern formen die schweigsamen Marschkolonnen.

Tapfere Weisen tippeln artig zum Umschlagplatz, vorne ging freiwillig der selbstlose Doktor,

der große Bruder mit Kleinsten auf dem Arm.

Eine Reise ins Grüne unternehmen, der kleine Prinz schwingt die Fahne der Hoffnung.

Das vierblättrige Kleeblatt glänzt in der Sonne.

In den Viehwaggon getrieben, die Türen zugeschlagen, die Räder tuckern,die Dampflokomotive pfeift.

Der Bahnhof Treblinka rückt an, angedrehte Bremsen quietschen.

Zwischen zwei Signalmasten, dicht im Wald stoppt der Transport.Ganz nah stand das Backsteingebäude.

Drinne arbeiten drei Gaskammern, Dieselmotoren produzieren Giftgas, Kohlenmonoxid.

Tod bringende Hände füllen die Pfade um menschliches Dasein zu entlösen, schnell beseitigen.

Das Drama nimmt kein Ende.

Grüne Blättergeigen streichen Chopins „Balladen“, sanfte Klänge wiegen in den Schlaf.

Irgendwo ein kleiner Ziegenhirt bläst Schalmei ewiges Chanukka Licht brennt.

Die Elegie klagt: "Warum hat der Mensch das getan?"

Autorin M.K. ( Maria Kazmierczak ) geschrieben im Jahr 2000

Gedicht ist zu finden in der Ausgabe: "Politische Dichtung II" bei Chiliverlag

www.chiliverlag.de

"KINDERGEDICHTE"